Horst Klinkmann

geb. 1935

Präsident von 1990 bis 1992

Kurzbiografie:

Horst Klinkmann, geboren 1935 in Teterow in Mecklenburg, verlor im Krieg den Vater und kurz darauf die Mutter und wuchs in der Folge im Kinderheim auf. Nach dem Abitur studierte er an der Rostocker Universität Medizin, wo er 1959 promoviert wurde. K. nahm anschließend die Facharztausbildung auf, die er bis 1966 in Rostock, Budapest und Lund absolvierte. Seine Arbeiten auf dem Gebiet der Nierenheilkunde brachten ihm die Einladung auf eine Forschungsprofessur der Universität von Salt Lake City in Utah, USA, ein, wo er von 1969 bis 1971 mit Johan Kolff, einem der Väter der künstlichen Niere, zusammenarbeitete. Das für Forscher aus der DDR sehr ungewöhnliche Arbeitsverhältnis in den USA zeigt die besonderen Erwartungen, die die DDR-Behörden mit diesem Studienaufenthalt verbanden, aber auch die internationale Anerkennung für K.s Arbeiten, die ihm später mehrere Ehrendoktorate und Mitgliedschaften internationaler Fachgesellschaften einbrachten.

Zurück in Rostock, erhielt K. 1971 eine Professur für Innere Medizin, trat 1974 der SED bei, wurde im gleichen Jahr Direktor der Universitätsklinik für Innere Medizin und 1980 Vorsitzender des Rates für medizinische Wissenschaften der DDR. Von 1979 bis 1984 war er Präsident der Internationalen Gesellschaft für künstliche Organe und ab 1988 Präsident der Europäischen Gesellschaft für Dialyse und Transplantation. 1982 wurde er Korrespondierendes, 1986 Ordentliches Mitglied der Akademie der Wissenschaften der DDR und 1986 Mitglied der Leopoldina. Von 1984 bis 1989 gehörte er der SED-Bezirksleitung Rostock an.

Als ein Ergebnis der Erneuerungsbestrebungen der Akademie der Wissenschaften nach dem Fall der Mauer wurde K. am 17. Mai 1990 von einer Vertretung aller Mitglieder und Mitarbeiter der Akademie mit großer Mehrheit zum Präsidenten gewählt. Als dessen Hauptaufgabe stellte sich alsbald die Überführung der Akademie der Wissenschaften der DDR in die völlig anderen Bedingungen des vereinigten Deutschlands heraus. Das bedeutete zum einen die Abwicklung der etwa sechzig Forschungsinstitute der Akademie, soweit nicht neue Trägerschaften gefunden wurden, zum anderen die Auflösung der Gelehrtengesellschaft der DDR-Akademie, deren Mitglieder über Jahrzehnte zunehmend unter dem Einfluss der Partei ausgewählt worden waren. Sowohl in Bezug auf die Institute wie auf die Mitglieder war der Handlungsspielraum des Präsidenten gering. K. blieb nur, kooperativ an der Suspendierung des gerade übernommenen Amtes mitzuwirken.

Aufgrund des Votums einer Ehrenkommission der Universität Rostock kündigte das Kultusministerium von Mecklenburg-Vorpommern K. 1992 seine Professur, womit er zugleich die Leitung der Klinik für Innere Medizin an der Universität verlor. Von 1992 bis 1994 nahm er daraufhin eine Professur für Nephrologie an der Universität Bologna wahr, wo er ab 1994 die Stelle des Dekans der Fakultät für künstliche Organe innehatte. 1997 kehrte er nach Rostock zurück, um auf der Grundlage seiner Arbeiten über Organersatz den Aufbau der Gesundheitswirtschaft zu fördern. Diese Initiative führte zur Gründung der BioCon Valley GmbH, eines Netzwerks von medizintechnischen Unternehmen in Mecklenburg-Vorpommern, deren Aufsichtsratsvorsitzender K. von 2004 bis 2015 war.