1885-1965
Präsident von 1956 bis 1958
Kurzbiografie:
Max Volmer wurde 1885 in Hilden im Rheinland geboren. Nach einem Chemiestudium in Marburg, München und Leipzig wurde V. 1910 in Leipzig mit einer fotochemischen Arbeit promoviert. Seit 1912 arbeitete V. als Assistent an der Leipziger Universität; 1913 habilitierte er sich dort, 1914 erfolgte seine Ernennung zum Privatdozenten. Während des Ersten Weltkrieges beteiligte sich V. an Forschungen zu chemischen Kampfstoffen, u. a. ab 1916 unter Walter Nernst am Physikalisch-Chemischen Institut der Berliner Universität. Zu V.s wissenschaftlichen Hauptarbeitsgebieten gehörten Probleme der Fluoreszenz (Stern-Volmer-Gleichung, 1919) und der Kristallphysik (u. a. Volmer-Diffusion), aber auch praktische Anwendungen (Volmer-Pumpe, 1919).
Nach Ende des Krieges fand V. eine Anstellung in der Forschungsabteilung der Auer-Gesellschaft in Berlin, einem der führenden deutschen Leuchtmittelhersteller. 1920 bis 1922 wirkte V. als Außerordentlicher Professor für Physikalische Chemie an der neu gegründeten Universität Hamburg, ehe er 1922 einem Ruf als Ordentlicher Professor und Direktor des Physikalisch-Chemischen Instituts der Technischen Hochschule in Berlin folgte. Obwohl er sich während des Zweiten Weltkrieges erneut an der militärischen Grundlagenforschung beteiligte, galt V. im „Dritten Reich“ als politisch unzuverlässig. Die Unterstützung eines früheren jüdischen Mitarbeiters führte 1943 zu einem Dienststrafverfahren gegen ihn.
Im Juni 1945 wählte ein provisorischer Ausschuss V. zum Rektor der TH Berlin. Er konnte das Amt jedoch nicht antreten, da er im August 1945, gemeinsam mit anderen deutschen Wissenschaftlern, für das sowjetische Atombombenprojekt dienstverpflichtet worden war. V. war an leitender Stelle am Aufbau einer Anlage zur Gewinnung von Schwerem Wasser in Norilsk beteiligt. Nach seiner Rückkehr in die DDR 1955 wurde V. zum Ordentlichen Professor für Physikalische Chemie und Elektrochemie an der Humboldt-Universität zu Berlin berufen.
V. war bereits im November 1934 auf Vorschlag Otto Hahns zum Ordentlichen Mitglied der Preußischen Akademie der Wissenschaften gewählt worden. Seine Zuwahl wurde jedoch vom zuständigen Reichsministerium für Wissenschaft, Erziehung und Volksbildung nicht bestätigt. Im Februar 1946 beschloss das Plenum der nunmehrigen Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin (DAW) seine Mitgliedschaft seit dem Tag seiner Wahl anzuerkennen. Im Dezember 1955 wurde V. zum Präsidenten der Akademie gewählt. Er amtierte von 1956 bis 1958 als Präsident und von 1958 bis 1963 als Vizepräsident der Akademie. Während seiner kurzen Amtszeit verlor die Akademie ihre zentrale Rolle für die Planung und Koordinierung der naturwissenschaftlich-technischen Forschung in der DDR an den 1957 gegründeten Forschungsrat, dessen Gründungsmitglied er war. Mit der ebenfalls 1957 erfolgten Bildung der „Forschungsgemeinschaft der naturwissenschaftlichen, technischen und medizinischen Institute der Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin“ verfügte sie jedoch weiterhin über ein erhebliches Forschungspotential, das in den nächsten Jahren weiter ausgebaut wurde.
Ohne Mitglied der SED zu sein, bekleidete V. als Vertreter der von der SED umworbenen „bürgerlichen Intelligenz“ verschiedene Funktionen in der DDR-Wissenschaftspolitik, so z. B. seit 1955 als Mitglied des Wissenschaftlichen Rates für die friedliche Anwendung der Atomenergie beim Ministerrat der DDR. V. verstarb 1965 in Potsdam.