Johannes Stroux

1886-1954

Präsident von 1946 bis 1951

Kurzbiografie:

Johannes Stroux wurde am 25. August 1886 in Hagenau (Elsass) als Sohn des Gymnasiallehrers Heinrich Stroux und dessen Frau Maria Franziska Stroux geboren. Er studierte Philologie an den Universitäten Straßburg und Göttingen, absolvierte die Lehramtsprüfung in Straßburg 1909 und wurde dort 1911 mit einer Arbeit über den Einfluss des Theophrast auf Ciceros Theorie der Rhetorik promoviert. Anschließend unternahm er Studienreisen nach Italien, Frankreich und England; die Habilitation erfolgte in Straßburg 1914 mit einer Arbeit über die Quellen zu Ciceros „De oratore“. Im selben Jahr wurde S. zum Außerordentlichen und 1917 zum Ordentlichen Professor für Klassische Philologie in Basel berufen. Weiteren Rufen folgte er nach Kiel (1922), Jena (1923) und München (1924), bevor er 1935 als Ordentlicher Professor für Klassische Philologie und Direktor des Instituts für Altertumskunde nach Berlin kam. Seit 1927 beteiligte er sich an der wissenschaftlichen Leitung des internationalen Akademieunternehmens „Thesaurus Linguae Latinae“, des vollständigen Wörterbuchs der lateinischen Sprache;  von 1934 bis 1949 leitete er die Thesaurus-Kommission.

1929 wurde S. zum Ordentlichen Mitglied der Bayerischen Akademie der Wissenschaften gewählt; im Zusammenhang mit seiner Berufung nach Berlin folgte 1937 die Wahl zum Ordentlichen Mitglied der Preußischen Akademie der Wissenschaften. Dort wirkte er in der Kirchenväter-Kommission sowie im „Corpus Inscriptionum Etruscarum“ mit, später leitete er auch das „Corpus Inscriptionum Latinarum“. Von 1939 bis 1945 fungierte er zusammen mit Heinrich von Srbik, dem Präsidenten der Wiener Akademie der Wissenschaften, als Vertreter des Verbandes der deutschen Akademien in der Union Académique Internationale; zugleich war er deren Vizepräsident. S. trat 1933 dem NS-Lehrerbund bei, war aber nicht Mitglied der NSDAP. Im April 1943 wurde S. in einer inoffiziellen Sitzung der Philosophisch-historischen Klasse als Kandidat für die Präsidentschaft der Berliner Akademie nominiert. Das Amt blieb jedoch bis zum Kriegsende unbesetzt, weil es zu keiner Einigung mit dem zuständigen Reichsministerium kam.

Bereits im Juni 1945 wurde S. von den wenigen in Berlin anwesenden Akademiemitgliedern vorläufig zum Präsidenten der Berliner Akademie der Wissenschaften gewählt. In dieser Eigenschaft leitete er die Verhandlungen mit Vertretern der sowjetischen Besatzungsmacht und dem Magistrat von Berlin um die Wiederzulassung der Akademie. Dabei waren seine Verbindungen zu den zuständigen Kontrolloffizieren der Sowjetischen Militäradministration in Deutschland (SMAD) hilfreich. Im Juli 1946 wurde S. durch die SMAD als Präsident der neu benannten Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin bestätigt; bei deren Ausbau zur zentralen Forschungseinrichtung der Sowjetischen Besatzungszone und ab 1949 der DDR wirkte er aktiv mit. Von 1951 bis zu seinem Tode 1954 war er Vizepräsident der Akademie. Zugleich leitete er von 1946 bis 1954 als Direktor das Akademie-Institut für hellenistisch-römische Philosophie und führte den Vorsitz mehrerer Akademie-Kommissionen. Parallel dazu war er bereits im Oktober 1945 von der SMAD und der Deutschen Verwaltung für Volksbildung zum Rektor der im Januar 1946 wieder eröffneten Berliner Universität ernannt worden. Er übte dieses Amt bis 1947 aus; anschließend wirkte er bis 1949 als Prorektor der Universität.

Als Vertreter der von der SED strategisch umworbenen „bürgerlichen Intelligenz“ bekleidete S. neben seiner leitenden Stellung an der Akademie und der Universität weitere politische Ämter in der DDR, ohne Mitglied der SED zu sein. So war er beispielsweise ab Februar 1946 Vizepräsident des Kulturbundes zur demokratischen Erneuerung Deutschlands und in dieser Eigenschaft ab Oktober 1949 Abgeordneter und Präsidiumsmitglied der Volkskammer der DDR. Von 1950 bis 1954 war S. Mitglied des Nationalrates der Nationalen Front. Außerdem hatte er mehrere Ehrenämter inne, wie z. B. das des Vizepräsidenten der Gesellschaft für Deutsch-Sowjetische Freundschaft und des Präsidenten der Gesellschaft für Frieden und gute Nachbarschaft mit Polen. 1950 erhielt er den Nationalpreis der DDR. Am 25. August 1954, seinem 68. Geburtstag, verstarb S. in Berlin.